In der Not ohne Arzt

In der Not ohne Arzt
20.06.2023

Zu einer Podiumsdiskussion des CDU-Gemeindeverbandes Gerolstein kamen zahlreiche Fachleute und rund 220 Interessierte ins Rondell der Brunnenstadt

Gerolstein. Im Landkreis Vulkaneifel hat sich im Gesundheitsbereich in den letzten Jahren vieles verändert. Es gibt im Kreis keine Geburtsstationen mehr und das Krankenhaus in Gerolstein hat Abteilungen geschlossen. Immer öfter kommt der Notarzt mit dem Hubschrauber, aber diese dürfen in Rheinland-Pfalz nicht in der Nacht fliegen. Viele Haus- und Fachärzte in der Vulkaneifel werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Diese Entwicklungen bereiten vielen Menschen Sorgen.

Der Vorsitzende des Gemeindeverbandes Gerolstein, Klaus Schildgen, gab in seiner Begrüßung die Richtung vor: Es sollte an diesem Abend ein Problembewusstsein für das Thema Gesundheit geschaffen und gezeigt werden, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Diese Vorgabe erfüllten drei CDU-Mitglieder des rheinland-pfälzischen Landtags: Der Fraktionsvorsitzende, Gordon Schnieder MdL, beschrieb die im Bereich der Haus-, Fach- und Notärzte prekäre Lage. Trotz allem sehe die Landesregierung für die Vulkaneifel keinen dringenden Handlungsbedarf. Dr. Christoph Gensch, selbst praktizierender Arzt, Mitglied des Landtags und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, legte in seinem Vortrag einen Schwerpunkt auf den Ärztemangel. Er forderte, es müssten mehr Ärzte ausgebildet werden, für die Ärzte bessere Arbeitsbedingungen geschaffen und die Patientenströme besser gesteuert werden. Sein Kollege Torsten Welling MdL, Krankenhauspolitischer Sprecher der Fraktion, ging auf die finanziellen Fragen der rheinland-pfälzischen Krankenhäuser ein. Rheinland-Pfalz liege bei den Krankenhausinvestitionen im Ländervergleich auf dem drittletzten Platz. Die Reformpläne des Bundesgesundheitsministers seien vielversprechend, jedoch müsse im Blick gehalten werden, dass der ländliche Raum durch die Reform nicht benachteiligt werde. Dr. Florian Dunkel, der leitende Notarzt am Krankenhaus in Gerolstein, bezeichnete die Abteilungsschließungen im Krankenhaus als „harten Schlag“. Die Wege für den Notarzt seien länger geworden, da immer öfter weit entfernte Krankenhäuser angefahren werden müssten. Er stellte heraus, es fehle an Geld, Wertschätzung für die Arbeit der Ärzte und auch an der Unterstützung durch die Politik. Die Assistenz-Ärztin Vivien Schmitz aus dem Dauner Krankenhaus rückte das deutlich gestiegene Patientenaufkommen in der Notaufnahme in den Vordergrund. Winfried Wülferath, der Direktor der Caritas Westeifel, beschrieb die sehr angespannte Lage bei den Pflegekräften.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten die Gäste Fragen stellen. Wie in der Zukunft die ärztliche Versorgung in Gerolstein und im gesamten Landkreis Vulkaneifel organisiert werden kann, bereitet vielen Menschen Sorgen. Es wurde deutlich, dass zwischen der Betrachtung der Landesregierung und dem Empfinden der Bürger eine breite Lücke klafft. Nahezu ausnahmslos sahen die Zuhörer einen dringenden Handlungsbedarf im gesamten Gesundheitsbereich. Die Politiker appellierten an die Gäste der Veranstaltung, nicht tatenlos zuzusehen, sondern die Politik zum Handeln zu bewegen. Am Ende komme es dann darauf an, für die unterschiedlichen Lösungen demokratische Mehrheiten zu erlangen.

 

Bildzeilen

Foto 1: Rund 220 Gäste konnte der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes Gerolstein, Klaus Schildgen, zur Podiumsdiskussion „In der Not ohne Arzt“ begrüßen. (Foto: Dr. Scholzen)

Foto 2: Teilnehmer an der Podiumsdiskussion v.l.n.r.: CDU-Fraktionsvorsitzender Gordon Schnieder MdL, Dr. Christoph Gensch MdL, Vivien Schmitz-Solheid, Lucia Simon, Dr. Florian Dunkel und Torsten Welling MdL – auf dem Foto fehlt: Winfried Wülferath (Foto: Dr. Scholzen)